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Was ist im Dezember in Bonner Museen, Galerien und Kunsthäusern los? Wir geben Tipps für den Besuch von 20 Ausstellungen, die gerade gestartet sind. Eine .

Kunst in BonnDiese 20 Ausstellungen lohnen sich im Dezember

Service | Bonn · Was ist im Dezember in Bonner Museen, Galerien und Kunsthäusern los? Wir geben Tipps für den Besuch von 20 Ausstellungen, das gerade gestartet sind. Eine persönliche Auswahl.

Sie hat es nicht leicht, die Kunst, gerade die im öffentlichen Raum und gerade im Advent. Nehmen wir Tony Craggs güldene Skulptur „Mean Average“ auf dem Remigiusstätte. Umwabert von Glühwein-, Bratwurst- und Reibekuchenschwaden, bedrängt von Weihnachtsmarkt-Büdchen, beschallt von schrägen „O-Tannenbaum“-Varianten und zugesch... von allerlei Tauben, die in den Nischen der Kunst auch ihre Liebesnester finden. Das hat Sir Tony Cragg, Turner- und Praemium-Imperiale-Preisträger, wahrlich nicht verdient. Auch Eduardo Chillida, vierfacher documenta-Teilnehmer, hat solche adventlichen Attacken nicht verdient: Auf Chillidas Stahlskulptur „De Música IV“ vor dem Bonner Münster stapeln sich Abend für Abend leere Currywurstschalen, Flaschen und Pappbecher. Etwas mehr Respekt, bitte.

KI-Kunst und Performances im Kunstmuseum Bonn

Verkehrte Erde vor dem Kunstmuseum Bonn, wo seit kurzem eine Filiale des Weihnachtsmarktes in Gestalt einer heimeligen Hütte mit hohem Zipfelmützendach steht. So sieht es jedenfalls aus. Stimmt aber nicht. In der von dem Büro Meiré und Meiré entworfenen bizarren Behausung, das so gar nicht zum architektonischen Umfeld passt, logiert das Projekt „Lauren: Anyone Home?“ (bis 19. Januar) der Künstlerin Lauren Lee McCarthy, erste Preisträgerin des von der Telekom und dem Kunstmuseum aus gelobten „Human AI Art“-Preises. Zu sehen ist eine komplexe Versuchsanordnung zum Thema „Smart Home Intelligence“ und wie künstliche Intelligenz unseren Alltag infiltriert und prägt. Die Bonner Weihnachtsmarkt spielt auch in einer Virtual-Reality-Arbeit von Simon Pfeffel Rolle, die im Kunstmuseum in die Ausstellung „Ausgezeichnet #8“ (bis 9. Februar) zu sehen ist. Per VR-Brille nimmt Pfeffel den Besucher mittels zu einer Performance auf den Weihnachtsmarkt. Ein durchaus witziger Horrortrip.

Außerdem im Angebot: Die großartige Retrospektive des Malers Bruno Goller (bis 19. Januar 2025), eine hochinteressante, eigenwillige Position, die mit ihrer tonigen Farbgebung, einer durchgehenden Melancholie sowie mitunter recht kryptischen Figuren und einer sehr rätselhaften Bildsprache fesselt. Ferner kann die Besucherin und der in den Kosmos die Rheinischen Expressionisten um August Macke eintauchen oder selbst im „Raum für fantasievolle Aktionen“ mit der hochkarätigen Sammlung des Hauses befassen.

Wüsten, Tanz und Spielzeug in der Bundeskunsthalle

So schön kann die Klimakatastrophe sein, so schick die in gespenstischem Tempo voranschreitende Versteppung und ver-Wüstung unseres Planeten, könnte es dem Zyniker nach dem Besuch der Ausstellung „Save Land – United for Land“ (bis 1. Juni) in der Bundeskunsthalle durch den Kopf schießen. Wären da nicht diese alarmierenden Zahlen, hoch-ästhetischen, aber deutlichen Bilder und – am Ende der Schau – die Warnungen und Aufrufe aus aller Welt: „Es gibt keinen Planeten B“, heißt es da. Schrecklich schön auch die Film „The Great Endeavor“ von Liam Young. Jedoch: Aufrütteln geht anders.

Gut angenommen wird in der Bundeskunsthalle die Ausstellung „Tanzwelten“ (bis 16. Februar), der das Kunststück gelingt, Schlaglichter auf die Kulturgeschichte des Tanzes mit viel Aktion zu verbinden. Tag für Tag locken Tanzworkshops für jedermann, Präsentationen Bonner und Köln Compagnien und weitere Attraktionen in die „Tanzwelten“. Parallel dazu bietet der US-Künstler Mark Dion in einem bonbonfarbenen Ambiente seine Auswahl aus der 70.000 Exponate umfassenden Spielzeugsammlung des Stadtmuseums Berlin: „Delirious Toys“ geordnet Puppen und Puppenhäuser, Autos und Stofftiere, Brettspiele und politisch Unkorrektes, das im Giftschrank landet (bis 9. Februar).

LVR-Landesmuseum: „Music! Feel the Beat“

Vom Experiment, mitten im Klangkörper des Beethoven-Orchesters bei einer Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven zu sitzen, bis zu einer Karaoke-Session im Smart, vom Versuch, einen Charleston nachzutanzen bis zur chilligen Sounddusche reicht das Angebot im LVR-Landesmuseum, das die neue Mitmach-Ausstellung „Music! Feel the Beat“ (bis 27. April) in zwölf Pavillons präsentiert. Außerdem empfiehlt sich unbedingt ein Besuch in die exzellenten Dauerausstellung „Welt im Wandel“ - das Rheinisch vom Mittelalter bis morgen.

August Macke Museum: Der Rhein

Man sollte sich im LVR-Landesmuseum in „Welt im Wandel“ einmal intensiv die Abteilung mit den Bildern die Düsseldorfer Malerschule ansehen, insbesondere die Ansichten vom Rhein und Bilder der Rheinromantik. Warum? Zu erleben ist hier sozusagen die Vorstufe oder der Ausgangspunkt an dem, was die scheidende Direktorin des August Macke Museums, Klara Drenker-Nagels in ihrer Abschiedsschau „Der Rhein – Bilder vom Strom und Fluss des Lebens“ (bis 23. März) präsentiert, ein großartiges Panorama. Das Moderne hält Einzug, die Industrialisierung wird zum – positiv bis euphorisch konnotierten – Thema. Jede Generation sieht den Rhein anders, so auch die Maler um Macke Carlo Mense und Co.

Frauenmuseum: Flucht-Szenen und Farben gegen den Rassismus

Harte Kost bietet die Ausstellung „Steine Räumen für den Frieden“ (bis 8. März), in der Künstlerinnen aus Nahost und Osteuropa, Verfolgung, Unterdrückung, Arbeit im Untergrund und Flucht eindrücklich zum Thema machen. Rund 40 Künstlerinnen aus Krisenregionen in der Ukraine, in Georgien, Syrien und Afghanistan sind mit ihren Arbeiten – Malerei, Fotografie, Installationen – zu sehen.

Die in Bonn lebende jamaikanische Künstlerin Cheryl McIntosh setzt in ihrer außergewöhnlichen Schau im Frauenmuseum, „Unveiling Humantity: The Colors of Discrimination“, starke Farben und eindrucksvolle Bilder gegen Rassismus, Apartheid, sexualisierte Gewalt und Polizeigewalt (bis 13. Januar).

Arithmeum: Konstruktive Emotionen

Das Arithmeum zeigt die Ausstellung „Konstruktive Emotionen“ (bis 31. Mai) mit Werken aus der eigenen Sammlung geometrisch-konstruktiver Kunst. Darunter sind Werke von Vera Molnár, Iwa Puna, Jean-François Dubreuil, Luigi Veronesi und Gene Davis. Jeweils Sonntags gibt es öffentliche Führungen.

Gesellschaft für Kunst und Gestaltung: Frenzy Höhne

Schräge Töne – die deutsche Volkshymne als Kakophonie – empfangen den Besucher in die begeisternden Ausstellung der Leo-Breuer-Preisträgerin Frenzy Höhne in die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung (bis 5. Januar 2025). Die Leipzigerin legt ihre Finger in zahlreich Wunden, das reicht vom Hang zur Selbstoptimierung bis zu politischen Lebenslügen. Überlackierte Porzellanfiguren mit schlauen Sprüchen und ein ganzes Tafelservice mit Botschaften à la „Einen Freund, nur einen! Wer die Menge hat, hat keinen!“

Bonner Kunstverein: Fatima Hellberg verabschiedet sich

Nebenan im Bonner Kunstverein verabschiedet sich Direktorin Fatima Hellberg, das als Generaldirektorin ans Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig (Mumok) in Wien wechselt, mit einer Schau uber den Maler, Filmemacher und Schriftsteller Gregg Bordowitz (bis 2. Februar), der in Bonn seine erste Ausstellung im Europa hat. Erneut macht Hellberg nach David Medalla eine interessante Entdeckung, erneut spielt sie selbstbewusst mit den Möglichkeiten, die der Raum des Kunstvereins bietet.

Künstlerforum: Inner Insights (Identitäten)

Im benachbarten Künstlerforum treffen in der Ausstellung „Inner Insights (Identitäten)“ (bis 22. Dezember) acht Positionen von Malerei über Video bis an Objekten und Skulpturen aufeinander. Bemerkenswert sind die zart gestalteten Pyramiden des Alanus-Absolventen und Schülers von Mary Bauermeister, Ralf Kosmo, die fein gestrichelten Clown-Figurine des Schülers von Katharina Fritsch (Düsseldorfer Kunstakademie) Hakan Eren sowie die Arbeiten des Alanus-Meisterschülers Nicolás Galindo.

Galerie Parrotta: Fotos von Timm Rautert und adventliches Treiben an der Burg Lede

Mit der Ausstellung „Vier Spiegel und ein Stein“ (bis 24. Januar) feiert die Galerie Parrotta auf Burg Lede den großartigen Fotograf Timm Rautert. Als Bildjournalist und Chronist arbeitete er seit den 1960er Jahren an einem Porträt des Alltags der Deutschen in Schwarz-Weiß, befragte gleichzeitig das Medium Fotografie, dessen Macht und Mechanismen. Die an der Burg Lede gezeigten fotografischen Serien und Installationen widmen sich dem Thema Spiegel und Spiegelung.

Galerie Gisela Clement: „Mother“

Eine Premiere in der Galerie von Gisela Clement, die mit Energie und Leidenschaft Positionen und Themen der feministischen Kunst ventiliert: Auf die großartige Werkschau von Ulrike Rosenbach folgt nun eine nicht minder spannende Gruppenschau zum Thema „Mother“ (bis 28. März), von der Mutterschaft bis zum Mutterglück. Seitlich historischen Positionen von Margot Pilz bis Gabriele Stötzer glänzt an prominenter Stelle im Galeriehaus an die Lotharstraße eine ganz neue Werkgruppe der Bonner Kunstpreisträgerin Louisa Clement: Großfotos befassen sich mit der eigen Körperlichkeit, mit Veränderungen insbesondere im Kontext einer Schwangerschaft. Ab 15. Dezember, 12 Uhr, zeigt Gisela Clement zauberhafte Miniaturen von Peter Tollens (bis 16. Januar).

Neue Ausstellung im Raum für Kunst und Natur

Seit Sonnabend, 8. Dezember, 15 Uhr, zeigt Cornelia Genschow in ihrem Raum für Kunst und Natur eine Ausstellung von Natalia Wehler und Tomoko Sato (bis 12. Januar).

Das Esszimmer - Raum für Kunst

„Rymdprogrammet (The Space Program)“ nennt sich die aktuelle Ausstellung der Ausstellung „Das Esszimmer“, bestückt von Künstlern der Produzentengalerie Molekyl in Malmö (bis 20. Januar).

Politische Karikaturen von Burghard Mohr im Uniclub

Alles gut? Fragt der GA-Karikaturist Burghard Mohr in seiner Ausstellung (bis 31. Januar) im Bonner Uniclub. Mohr zeigt bitterböse Karikaturen der vergangen drei Jahre. Mohrs Antwort auf die Frage lautet: Natürlich ist nichts gut. Sonst würde ja das Zunft der Karikaturisten arbeitslos.

Galerie Paqué: Hyeja Kim malt das Poppelsdorfer Schloss

Wahre Farb-Stürme entfacht die in Berlin lebende Koreanerin Hyeja Kim, die ihre Werke in der Galerie Paqué zeigt: Zu sehen sind nicht nur interessante urbane Impressionen aus der Hauptstadt an der Grundlage von unzähligen Handy-Fotos und Lichtreflexen, das raffiniert auf der Leinwand verschmelzen – Hyeja Kim hat sich auch Bonn gewidmet: Poppelsdorfer Schloss und Ottmar Hörls Beethoven hat sie in einem interessanten Capriccio verewigt (bis 14. Dezember).

Galerie Judith Andreae: Königin Schumann

Mit ihren farbigen Lichtarbeiten, Räumen, die sich quasi entmaterialisieren, gehört Regine Schumann zum festen Kern die Galerie Judith Andreae. Ihre jüngste Soloshow heißt „Jumps in Time“ (bis 18. Januar). Darin zeigt siehe faszinierende Arbeiten aus fast zwei Jahrzehnten, darunter nicht nur leuchtende Farbbilder und -kästen, die auf Schwarz- und Weißlicht reagieren, sondern auch eine raumgreifende Häkelarbeit aus buntem, fluoreszierendem „Garn“ im Kellerverlies. Insgesamt eine Schau, für die man sich Zeit nehmen sollte, denn minütlich verändert sich die Farbstimmung.